Ein Ausflug der sich lohnt: Schloss Schenna

5. Januar 2014 at 14:41

Knapp fünf Kilometer von Meran entfernt befindet sich ein beeindruckendes Baudenkmal aus dem 14. Jahrhundert, das den Glanz des einstigen Adels von Südtirol lebendig widerspiegelt: Schloss Schenna, das vor der Kulisse der Alpen auf einem Hügel des gleichnamigen Ortes Schenna thront.

Schlossbesichtigung

Im Sommer führt der Anstieg zum Schloss durch ein buntes Blumenmeer, Weinberge, Obstwiesen und Schatten spendende Zypressen. Aber auch im Winter verzaubert der Weg mit Romantik pur, wenn unter den Stiefeln der frisch gefallene Schnee knirscht und heimeliges Licht aus den von rot-weißen Läden gesäumten Burgfenstern strahlt.

Die Reise in die Vergangenheit des Südtiroler Adels beginnt mit einem Gang über eine schöne alte Steinbrücke. Von hier aus sind Teile des ehemaligen Burggrabens zu entdecken, in denen heute edle Apfelbaumsorten wie der rot geflammte Cox Orange wachsen. Weiter geht es durch das Eingangstor im „Portenthurn“, durch das man in den idyllischen Innenhof des herrschaftlichen Gebäudes gelangt.

Hinter den dicken Schlossmauern erwartet den Besucher eine einzigartige Ausstellung von Gemälden und kunsthistorischen Objekten, die vom Leben von „anno dazumal“ erzählen. Im Original erhaltene Möbel, mit denen die geschichtsträchtigen Räume eingerichtet sind, unterstreichen die Atmosphäre, ein Stück Zeitgeschichte hautnah zu erleben.

Thematisch steht die Vita Erzherzogs Johann im Vordergrund. So ist neben zahlreichen Porträtgemälden seiner habsburgischen Ahnen auch dessen private Andreas-Hofer-Sammlung zu bewundern, die an Umfang unübertroffen ist und beispielsweise einen Blick auf die Wiege des Anführers der Tiroler Aufstandsbewegung bietet.

Zur Vergangenheit des Mittelalters und der Folgezeit zählen aber auch Schlachten und die Wehrhaftigkeit einer Festung. Dieser Seite widmet sich die Zurschaustellung verschiedenster Waffen aus dem 12. bis 19. Jahrhundert bis hin zu französischen Kanonen. Und wer damals Unrecht verbrochen hatte, landete in dem ebenfalls in Schloss Schenna zu besichtigenden Kerker – eine Strafe, die ob der schönen Lage des Gutes inmitten einer unbezwingbaren und Freiheit verheißenden Gebirgslandschaft mit dem Hauch mediterranen Flairs umso mehr geschmerzt haben dürfte.

Historie

Schloss Schenna kann auf eine über 650-jährige Geschichte zurückblicken, die von zahlreichen Besitzerwechseln geprägt ist. Bauherr war Burggraf Petermann von Schenna, der ein führender Beamter am Hofe der Landesfürstin Margarete von Tirol, genannt „Maultasch“, war. Vermutlich auf den Mauern einer alten Burg errichtet, feierte das Prachtbauwerk im Jahr 1350 seine Fertigstellung.

Nach dem Tod Petermanns ging das Schloss infolge der Heirat seiner Tochter in den Besitz der Adelsfamilie Hans von Starkenberg über. Im Jahr 1496 wechselte das Anwesen durch Verkauf erneut seinen Eigentümer. Der neue Schlossherr, Paul von Lichtenstein, erhob das Gut zu seinem Stammsitz und verlieh ihm mit diversen Umbaumaßnahmen einen majestätischen Anstrich.

Es folgten noch weitere Besitzerwechsel, bevor Erzherzog Johann das Schloss 1844 erwarb. Seit diesem Zeitpunkt befindet sich Schloss Schenna in den Händen dessen Nachkommen, den Grafen von Meran. Der heutige Eigentümer ist Franz Josef Graf von Meran, der am Stammsitz der Familie im Schloss Stainz in der Steiermark lebt. Die Verwaltung von Schloss Schenna hat dessen Schwester Johanna Gräfin von Meran übernommen, die dort mit ihrem Mann Franz Graf von Spiegelfeld und ihren beiden inzwischen großjährigen Söhnen wohnt und die mit viel Liebe und der Unterstützung ihrer Familie die Erinnerung an längst vergangene Zeiten wachhält – an die gute alte, aber auch von Umbrüchen gekennzeichnete Zeit des Adels von Südtirol.

Foto: marita / pixelio.de