Ritten
Der Sommer in Bozen ist traumhaft, doch oft auch sehr heiß. Und wenn wieder die 35-Grad-Marke überschritten ist, stöhnen nicht nur die surrenden Klimaanlagen in den Stuben, sondern auch die Menschen unter der brütenden Hitze. Da hilft nur eins: Klimaanlage aus und rauf in die erfrischende Höhenluft des Ritten, und zwar bequem mit der modernen, 2009 eröffneten Seilbahn! Der nördlich von Bozen und 1.000 bis 1.200 Meter über dem Meeresspiegel gelegene Höhenzug bietet sowohl erfrischende Abkühlung als auch einen atemberaubenden Panoramablick bis hin zu den imposanten Dolomiten sowie ein einmaliges Natur- und Kulturerlebnis.
Der Sommer auf dem Ritten
Im Vier-Minuten-Takt saust die Seilbahn von der Talstation in Bozen innerhalb von zwölf Minuten hinauf auf den Ritten. Die Mitnahme von Schoßhunden ist kostenlos, die Mitnahme von Wanderschuhen empfehlenswert.
Foto: Hans-Christian Hein / pixelio.de
Bereits die Gondelfahrt ist ein Highlight, denn der Blick auf die vielfältige Natur ist eine wahre Augenweide. An den unteren Sonnenhängen des Ritten wachsen prächtige Weinreben, während in den höheren Lagen Äcker, saftig grüne Wiesen sowie schmucke Bauernhöfe das Landschaftsbild prägen. Schließlich folgt der schattige Wald mit seinen duftenden Lärchen, Fichten, Kiefern und Buchen. Oberhalb der Waldesgrenze befinden sich die Rittner Almen rund um den 2.260 Meter hohen Hausberg der Gemeinde, das Rittner Horn, das mit zu den schönsten Aussichtspunkten der Alpen zählt.
Angesichts einer solch abwechslungsreichen Landschaft dürfte das Herz eines jeden Naturliebhabers höher schlagen, zumal ihn über 350 Kilometer markierte Wanderwege erwarten. Ob eine anspruchsvolle Bergsteigertour, ein gemütlicher Spaziergang oder ein Ausflug zu einem der idyllischen Badeseen wie den Wolfsgrubener See, in dem Aale, Karpfen oder Hechte gefischt werden können – ein Sommertag am Ritten begeistert Erholungssuchende und Aktivurlauber gleichermaßen.
Foto: Hans-Christian Hein / pixelio.de
Auch Kurioses gibt es hier zu entdecken, etwa die bizarren Erdpyramiden, die eine Höhe von bis zu 30 Metern erreichen können. Diese bestehen aus späteiszeitlichem Moränenlehm und sind in trockenem Zustand steinhart. Bei Regen jedoch verwandeln sie sich zu einem schmuddeligen Matsch und fließen bergabwärts, während an einer anderen Stelle schon wieder eine neue Säule entsteht.
Im Sommer kommt natürlich auch das Feiern unter freiem Himmel nicht zu kurz. Angefangen vom "Barthlmämarkt" am 24. August – dem Tag des Vieheintriebs, verbunden mit einem volkstümlichen Almfest -, über das Open-Air-Theater bei den Rittner Sommerspielen bis hin zum fetzigen "Rock am Ring"-Festival, an Unterhaltungsmöglichkeiten findet sich für jeden Geschmack das Passende. Und dass nahezu ausnahmslos das Wetter mitspielt, liegt möglicherweise an einem alten Brauch der Bauern. Diese haben häufig an der höchsten Erhebung ihres Hofes ein Holzkreuz mit drei Querbalken als Symbol der Dreifaltigkeit aufgestellt, um Unwetter fernzuhalten.
Winter in Ritten
"Klein, aber oho!", heißt es im Winter auf dem Ritten. Strahlend weiß funkelt der Schnee in der Sonne, die die Gegend liebt, und lädt zu einer lustigen Schlittenfahrt, trendigen Schneeschuhwanderung oder Skitour auf leichten bis mittelschweren Abfahrten ein. Eine Kabinenbahn und drei Schlepplifte bringen Wintersportbegeisterte an ihr Ziel. Skilangläufern stehen zwei Loipen zur Verfügung, und Gaudi verspricht natürlich die Rodelbahn.
Eine Attraktion ist die "Arena Ritten", die schnellste Eisschnelllauf-Freiluftbahn der Welt, auf der Profisportler schon so manchen internationalen Rekord aufgestellt haben. Die 400-Meter-Bahn steht auch dem Publikum offen und sorgt mit speziellen Veranstaltungen wie "Disco on Ice" oder "Kids on Ice" für ausgelassene Unterhaltung.
Und wem nicht der Sinn nach Wintersport steht, der genießt die zahlreichen kulturellen Sehenswürdigkeiten, die es auf dem Ritten zu bewundern gibt. Lohnenswerte Ausflugsziele sind Schloss Runkelstein, in dem der umfangreichste profane Freskenzyklus des Mittelalters ausgestellt ist, die Deutschordenskommende in Lengmoos, die für ihre Kulturveranstaltungen bekannt ist, oder das Bienenmuseum bei Oberbozen, das die größte Privatsammlung über die Südtiroler Imkerei aufweisen kann. Nicht zu vergessen sind die unzähligen, meist im gotischen Baustil errichteten Kirchen, die von der tiefen Gläubigkeit der Bevölkerung zeugen.
Weitere Informationen
Der Ritten bezeichnet nicht nur den zwischen den Flüssen Eisack und Talfer gelegenen Höhenzug, sondern so lautet auch der Name der dort ansässigen Gemeinde, die aus 17 Ortschaften besteht und die sich auf einer Fläche von gut 11.000 Hektar erstreckt. Haupteinnahmequelle der etwas mehr als 7.500 Einwohner ist die Landwirtschaft, das Handwerk und der Tourismus. Der Hauptort inmitten der unberührten Natur ist das heimelige Dorf Klobenstein.
Schon früh galt der Ritten als beliebtes Erholungsgebiet. Im 17. Jahrhundert errichteten die wohlhabenden Bozener Bürger auf dem Plateau ihre herrschaftlichen Sommerresidenzen, von denen noch rund 50 erhalten sind. Auch die feine Gesellschaft der "Belle Epoque" zog es mit der Eröffnung der Zahnradbahn im Jahr 1907 zur Entspannung auf den Höhenzug. Mit zu den bekanntesten Urlaubsgästen zählt Sigmund Freud, der als Begründer der Psychoanalyse mit Sicherheit gewusst hatte, was Leib, Geist und Seele guttut.